Montag, 10. August 2015

Von Fernbussen, Vorstellungsgesprächen und Orientierungslosigkeit

Hallihallo!

Drei Jahre lang habe ich jetzt studiert. Manchmal kam es mir vor, als würde ich niiiie fertig werden, und dann verflog die Zeit teilweise doch wieder wie verrückt!

Und jetzt ist tatsächlich das letzte Semester da und das heißt:

PRAXISSEMESTER!

Yeahi, ich freu mich schon so darauf, eeeeendlich ohne Vorlesungen leben zu können :D

Und wo gehts hin?

Aus dem Allgäu direkt an die schöne Nordsee  nach Cuxhaven :)

Ich freue mich sooo unendlich, dass das tatsächlich klappt, das glaubt ihr nicht! Eigentlich hab ich mich da eher spaßeshalber beworben, weil ichs mir toll vorgestellt hab, direkt am Meer zu leben ;) Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt eine Antwort auf die Bewerbung bekomme :D Umso größer war die Freude dann, als ich tatsächlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde.

Das war auch so eine Sache für sich...Grade die Anreise... von meinem jetztigen Wohnort, sind es knapp 850 km Entfernung. Einmal durch ganz Deutschland sozusagen.
Uuund da ich bisher immer zu geldlos war für einen Führerschein, war Auto fahren natürlich nicht drin. Zug hab ich mir auch angeschaut, aber dafür reicht dann mein Bafög tatsächlich nicht aus, zumindest nicht, wenn ich einigermaßen erträglich mit dem ICE fahren will (ohne dauert fast nen ganzen Tag und ich müsste zigmal umsteigen....muss ja nicht sein!). Ich hab mich also für den Fernbus entschieden.

Mein erstes Mal Fernbus... Es war ein besonderes Erlebnis.

Meine Mutti hat mich nach Ulm gefahren, weil das die nächste Einstiegsstelle war. Mein erster Sitznachbar war...sagen wir geruchstechnisch nicht sonderlich angenehm. In Karlsruhe musste ich umsteigen und war plötzlich in einem Bus voller Italiener. Und es gab keine Plätze mehr! Wir hatten Schwarzfahrer an Bord. Die wurden an der nächsten Haltestelle rausgeworfen. Dafür mussten alle Leute nochmal in den Bus "einchecken"...sehr umständlich. Die Schwarzfahrer haben sich in der Zeit übrigens von alleine verdünnisiert. Und da ich nachts gefahren bin, waren die Leute auch nicht sonderlich erfreut dass sie mitten in der Nacht raus mussten (immerhin war es die heiße Woche Anfang Juli....frieren musste also wenigstens niemand). Als es dann endlich weiter ging hab ich tatsächlich einen Platz an einem Vierertisch bekommen :D So viel Platz! Meine Tischkumpanen waren echt nett, wir haben unser Reiseproviant geteilt (Die Leute am Nebentisch haben übrigens eine Tiefkühlpizza gegessen. Tiefgekühlt. Sie wollten auch nichts anderes...).
Die Busfahrer sind gefahren wie auf der
Flucht...weil wir extrem spät dran waren. Zweimal hätte es fast gekracht...(und ich hab
sowieso schon ein leichtes Bustrauma, von einem Busunfall vor einigen Jahren, bei dem zum Glück niemandem was passiert ist! Ich sage nur: Sekundenschlaf, Leitplanke und Bäume...). Gut jedenfalls kamen wir dann mit fast 2 Stunden Verspätung in Hamburg an. Von da aus hab ich dann noch den Zug nach Cuxhaven genommen.
 Weitere 2 Stunden später war ich am Ziel! Endlich! Ich hab mich tierisch über die Bewegungsfreiheit nach fast 15 Stunden Fahrt gefreut. Jetzt musste ich nur noch meine Pension ausfindig machen. Erst wollte ich laufen, aber es war echt heiß, der Koffer schwer und laut Google Maps war die Pension zu Fuß knapp eine Stunde entfernt. Also doch Taxi, man gönnt sich ja sonst nichts :D

Endlich angekommen, hab ich mich relativ schnell auf den Weg zum Strand gemacht. Man muss es ja auch ausnutzen, wenn man für einen Tag da ist und das Wetter so wundervoll! Als ich ankam war gerade Ebbe, dementsprechend bin ich ein bisschen durchs Watt gelaufen und hab mich einfach gefreut, dass ich hier vielleicht ein halbes Jahr leben kann. Dann bin ich auf Nahrungssuche gegangen. Ich hab das frischeste Fischbrötchen seit Jahren gegessen! Dann bin ich zurück in die Pension gewatschelt. Wirklich gewatschelt, weil meine Beine zu dem Zeitpunkt echt weh taten! Als ich ankam hab ich mich bettfertig gemacht und bin direkt eingeschlafen. Da es früher Abend war, bin ich dafür auch um 3 Uhr morgens wieder aufgewacht.

Weil an dem Tag mein Vorstellungsgespräch stattfinden sollte, war ich zu aufgeregt um noch weiterzuschlafen. Also bin ich in den Wintergarten gegangen und hab den Tag mit 2 Kaffee begonnen. Nebenbei hab ich noch ein bisschen zur Firma recherchiert. Man sollte sich ja bekanntlich vorbereiten ;)

Nach drei Stunden bin ich Duschen gegangen und hab mich dann raus gesetzt. Da hab ich mich dann mit der Putzfrau verquatscht. Sie war wirklich sehr freundlich, genauso wie jeder den ich im Haus getroffen habe! Und dann war es auch schon Zeit mich ein wenig aufzuhübschen. Steffi im Business-Look...bekommt man nicht alle Tage zu sehen ;)
Um 10 musste ich aus meinem Zimmer raus. Ich hab mir ein Taxi rufen lassen und bin zum Bahnhof gefahren. Da hab ich meinen Koffer und Rucksack im Schließfach gelassen. Ein bisschen Zeit hatte ich noch. Ich bin ein bisschen in der Stadt rumgelaufen und hab mir einen neue Tasche gekauft
...meine andere war...sagen wir nicht sonderlich ansehnlich und hätte beim Vorstellungsgespräch vielleicht nicht so einen tollen Eindruck gemacht. Dann war es auch schon höchste Zeit weiter Richtung Industriegebiet zu kommen! Also nochmal Taxi...(die Taxis in Cuxhaven sind übrigens erstaunlich günstig, gerade weil es ein Kur- und Ferienort ist...die Grundgebühr liegt bei 1,80....ich bin 3,00 € gewohnt von zuhause!

Bei der Firma angekommen, musste ich erstmal das richtige Gebäude finden. 5 Minuten stand ich im falschen. Da hab ich mich reingeschmuggelt weil man eigentlich eine Stempelkarte zum Reinkommen braucht :D Dann bin ich aber wieder raus, weil es mir falsch vorkam und da wurde ich auch schon abgefangen von der Frau mit der das Vorstellungsgespräch war :)

Das Vorstellungsgespräch war gut, wir haben uns verstanden und hin und wieder waren sogar kleine Witze dabei :) Beim zweiten Menschen ist mir der Blickkontakt etwas schwer gefallen. Einfach weil sein Blick so derart intensiv war! Man! Sowas hab ich auch noch nicht erlebt :O Kennt ihr das, wenn jemand so einen heftigen Blick hat, dass man sich fühlt, als könnte derjenige Gedanken lesen? So in etwa war das...Als die Frau kurz weg war, weil sie sich extra nach dem Praktikantengehalt erkundigt hat, haben der werte Herr und ich übrigens über geflieste Labortische unterhalten und ob die überhaupt hygienisch genug sind. Klingt komisch, aber hat gepasst, weil mein Praktikum in der Qualitätskontrolle sein wird. Besser als peinliches Schweigen ist es jedenfalls gewesen ;)
Peinlich war, dass ich am Ende echt nur noch eine Frage zur Teamgröße hatte und wie die Leute so zusammengesetzt sind. Die restlichen Fragen (die ich mir extra aufgeschrieben hatte im Vorfeld und total clever fand) wurden davor schon geklärt!
Und dann war es auch schon vorbei! Das ging soooo schnell! Und ich habs mir viel schlimmer vorgestellt! Jedenfalls bin ich mit einem guten Gefühl gegangen.

Ich bin dann tatsächlich zu Fuß zum Bahnhof zurück gegangen. Wollte mal checken, wie weit das alles in etwa ist. Ich hab eeeeeewig gebraucht. Das lag zum Teil aber auch daran, dass ich null Orientierungssinn habe und mich dreimal verlaufen hab. Goggle Maps hat mich total in die Irre geführt. Ich sollte einer Straße  15 Minuten folgen. ich hab nur leider die leichte Gabelung nicht bemerkt...den Rest könnt ihr euch denken. Unterwegs hab ich dafür einen unglaublich riesigen Kaufmarkt entdeckt. also wirklich riesig. Ich wäre da ja gern mal rumspaziert, aber schätzungsweise hätte ich mich da drin auch verlaufen. also hab ich mir nur vorne was zu trinken geschnappt :D Ein bisschen durch die Fußgängerzone konnte ich trotzdem noch gehen, als ich dann doch mal ankam, bevor ich zum Zug musste. Dann gings wieder zurück nach Hamburg. Und ich bin echt nicht geeignet für Hamburg. Echt nicht. Ich war total überfordert. So viele Menschen bin ich nicht gewohnt :O Immerhin hab ich die Fernbus Abfahrtsstelle gefunden...davor konnte ich noch durch den Thalia schauen. Mit Koffer war das zwar irgendwie blöd, aber ich hab einen tollen Terminplaner gekauft. Einen schön schlichten mit weichem biegsamen Cover. Ich liebe ihn! Die zeit hat zum Glück auch noch dafür gereicht mich mit Essen einzudecken, sonst wäre ich in der Nacht verhungert!
Dann gings auch schon zum Bus. Diesmal waren die Busfahrer organisierter als auf der Hinfahrt. Und ich hab mir meinen Sitznachbar diesmal selbst ausgesucht ;) Eine alte Dame, die sich total gefreut hat, dass ihr jemand freiwillig einen Platz angeboten hat. Das kam wohl zum ersten Mal vor (was ich ziemlich traurig finde!). Jedenfalls war sie eine sehr angenehme Sitznachbarin :) Wir konnten beide nebeneinander lesen und hin und wieder quatschen bis sie irgendwann eingeschlafen ist :) Bei den Einstiegsstellen haben wir gegenseitig auf unsere Sachen aufgepasst :)
Trotzdem war ich heilfroh, als ich dann in Ulm war. Zwei so lange Strecken in so kurzer Zeit sind doch irgendwie anstrengend. Auch wenn es über Nacht ist... Meine Mutti hat mich in Ulm wieder abgeholt. Dann sind wir frühstücken gegangen und haben Kaffee getrunken. eigentlich wären auch noch zwei Vorlesungen gewesen...aber das hab ich ignoriert. Ich hab lieber geschlafen :D Gibt ja nette Mitstudenten, die mir die Aufschriebe gegeben haben von allem was ich verpasst habe :)

So generell gesehen finde ich die Reise mit dem Fernbus gar nicht schlecht muss ich sagen!
Auf jeden Fall sind sie um einiges günstiger als die Bahn oder fliegen.
Wenn man zu einem wichtigen Termin muss, sollte man allerdings einen Puffer einplanen. Am besten einen großen. Es kann immer mal was sein. Seien es Schwarzfahrer wie bei mir, oder auch ganz simpel: ein Stau. Alles möglich. Puffer ist also echt wichtig!
Und die Sitze sind bequemer als im Zug, was bei sehr weiten Strecken schon vorteilhaft ist. Nur die
Beinfreiheit ist leider sehr eingeschränkt.
Wenn man dann noch die richtigen Sitznachbarn hat, kann es sogar ganz lustig sein :)
Alles in allem bin ich echt zufrieden.
Also wenn ihr mal irgendwo weiter weg wollt, dann schaut nach ob ein Fernbus fährt! Einer fährt zum Beispiel von Hamburg nach Mailand :)

Oh bevor ich es vergesse: Ich hab eine Zusage bekommen und kann ab Anfang September an der Nordsee leben!
Eine Wohnmöglichkeit hab ich mittlerweile auch gefunden (was gar nicht so einfach ist, weil alle nur langfristig vermieten wollen...) Eigentlich ist es eine Ferienwohnung, aber über den Winter vermietet der Mann sie gerne monatsweise zu einem humanen Preis :) Vorteil: ich muss mir um Möbel etc. keine Gedanken machen, weil alles schon eingerichtet ist. Halleluja :D


So ich hoffe der Bericht hat euch gefallen, auch, wenn er viel länger geworden ist, als ich eigentlich vor hatte...

Liebste Grüße,




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1 Kommentar:

  1. Huhu! Danke für das Posten deiner Blogadresse! Deinen Blog kannte ich noch nicht und bin gleich mal Leserin geworden! Toll, dass du auch Persönliches erzählst! Ich wünsche dir eine schöne Zeit an der Nordsee und gutes Gelingen! LG Verena von Books-and-cats

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